Dazwischensabbeln

Eigentlich sind sich die Militärs schon einig: „Roter Oktober“ muss versenkt werden. Zu groß ist die Gefahr, die in Zeiten des kalten Krieges von diesem neuartigen U-Boot der Sowjets ausgeht, und zu eindeutig steht fest, dass sein Kapitän (Sean Connery) ein Verrückter sein muss. Da haut Dr. Jack Ryan (Alec Baldwin), als einfacher Analyst Gast unter Generälen, im Überschwang der Begeisterung von dem Gedanken, den er gerade gefasst hat, fluchend auf den Tisch: Überlaufen. Sean Connery wolle zu den Amerikanern überlaufen. Das wäre ein Schlag für die Sowjets. Direkt wäre die neue Technologie wieder unschädlich gemacht. Schon wenige Sätze später befindet Ryan sich in einem Militärhubschrauber auf dem Weg, mit der „Roter Oktober“ Kontakt aufzunehmen. Wir sind im amerikanischen Kino: Nach dramatischem Auf und Ab, einem Bluff und einem erneuten Verrat gelingt es ihm, das U-Boot und seinen Kapitän nach Amerika zu lotsen. Doch angefangen hat das alles mit einem rebellischen Dazwischensabbeln.

Es kann aber auch anders laufen: Für Don Corleone (Marlon Brando) in „Der Pate“ steht fest, dass seine Familie nicht in den Drogenhandel einsteigen und auch keinen anderen dabei unterstützen wird. In dieser Klarheit teilt er das der Tattaglia-Familie mit. Doch wieder wird dazwischengesabbelt: Sein Sohn „Sonny“ (James Caan) äußert sich direkt daran anschließend kritisch. Es wird deutlich: Die Corleone-Familie steht in diesem Thema nicht geschlossen. Das löst die Kette der Ereignisse aus: Don Corleone kostet ein Mordanschlag fast das Leben, denn sofort schlägt die Tattaglia-Familie los – und im weiteren Gemetzel sterben viele, darunter auch der Problemverursacher „Sonny“. Auch das hat angefangen mit einem rebellischen Dazwischensabbeln.

Fernsehen und Film ermöglichen Kindern den heimlichen Blick in die sonst verschlossene Welt der Erwachsene und Meetings fallen womöglich in deren noch für Studenten unverständlichsten Teil: In Meetings in ihrer merkwürdigen, ritualisierten Form soll über das Schicksal der Welt entschieden werden? Da muss man doch geradezu Rebell sein und dazwischensabbeln. „Roter Oktober“ und „Der Pate“ verraten einem: Das kann die Sache zum guten Wenden – aber auch zum schlechten. Auf jeden Fall werden die Einsätze dadurch erheblich erhöht.

Geschrieben im Februar 2024 | Kategorie: Film & Theater